Videonale 10 - Festival für zeitgenössische Videokunst im Kunstmuseum Bonn


Steadicam
2001, 7:17 min, Ton/Farbe
von Wiebke Grösch und Frank Metzger
Die Arbeit »Steadicam« von Wiebke Grösch und Frank Metzger basiert auf Fotografien einer traditionellen, japanischen Nô-Bühne und Tonauszügen aus dem Film Lost Highway von David Lynch. Die animierten Fotografien werden zur Kulisse eines Dialoges zwischen Renée und Fred Madison - den beiden Hauptfiguren des Films -, die sich über zwei Videotapes unterhalten, auf denen sie selbst - unter anderem schlafend - in ihren eigenen Wohnräumen zu sehen sind, und die von einem Fremden ohne ihr Wissen aufgenommen wurden. So bieten die Protagonisten auf der Bühne des Nô-Theaters unfreiwillig ihr Privatleben dar - ohne aber selbst physische Gestalt anzunehmen.
Theater und Film verschmelzen in der Videoarbeit des Künstlerduos Grösch & Metzger zu einem neuen audiovisuellen Ereignis, bei dem der Betrachter als Voyeur dieselbe Position einnimmt wie der Autor der Videobänder, um die sich die Unterhaltung dreht. Eine komplexe fiktive Realität entsteht: eine Realität, die imaginiert, aber nicht sichtbar wird und dennoch als Schauspiel sowohl auf der Bühne als auch in der eigenen Phantasie existent ist. (KAB)
Rasieren
2004, 5:41 min, Ton/Farbe
von Daniel Frerix und David Sarno
Begleitet von den schimpfenden Worten einer Frauenstimme aus dem ›Off‹, betritt ein junger Mann ein Badezimmer, schaltet das Radio ein und beginnt sich unbeeindruckt zu rasieren. Während er sich summend in einem dreiteiligen Spiegel betrachtet, nimmt auch die Kamera diese Perspektive ein, die sonst nur ein Auge für Detailaufnahmen des Waschbeckens und das Säubern der Klinge unter dem Wasserstrahl hat.
Als bald die Anschuldigungen der Dame entgleisen und von alltäglichen Haushaltsfragen zu grundsätzlichen Beziehungsfragen übergehen, die seine Aufmerksamkeit, seine Liebe und ihre Stellung in seinem Leben in Zweifel ziehen, fällt der erste rote Tropfen in das weiße Waschbecken. Sekunden später ist das ganze Badezimmer in Rot getaucht; in Strömen fließt das Blut über Wände und Boden. Der junge Mann rasiert sich indessen völlig unbeteiligt weiter – ohne die geringsten Anzeichen von Schmerzen oder Erschrecken – als wäre das Blutbad nur ein gewohnter Teil dieser alltäglichen Prozedur.
Unter Zuhilfenahme verschiedener Ton- und Bildebenen beschreiben Frerix & Sarno in Rasieren eine scheinbar reale Problemsituation, die in einem unbemerkten Horror endet. (KAB)
Eröffnung: Freitag, 29. April 2005, 20:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 30. April bis 16. Mai 2005
Videonale 10
im Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn
www.videonale.org
pm