Zeichen




Zeichen sind die schnellste und universellste Sprache der Welt. Sie geben uns die Richtung an: nach links, nach rechts, nach heiß, nach kalt, nach gut und nach böse. Zeichen sind Wegweiser für Stadt, Land, Geist und Seele. Wie das genau funktioniert und worauf es dabei ankommt, will die HfG mit Hilfe von einschlägig bekannten Machern und Denkern vertiefen.
Im kommenden Semester finden im neu erbautem Westflügel der HfG drei Vorträge mit Gästen aus Hamburg und Wien zu den Schwerpunktthemen Didaktik, Image und Religion statt. Moderation: Klaus Hesse
Zeichen des Wissens
20. Mai 2003
Vortrag von Frank Hartmann und Erwin K. Bauer (Wien)
»Zu Otto Neurath´s Bildvisualisierungen«
www.neurath.at
Zeichen der Zeit
3. Juni 2003
Vortrag von Heinrich Paravicini und Johannes Plass (Hamburg)
»Wie man viele Sprachen spricht, ohne Worte zu verlieren«
www.mutabor.de
Zeichen des Glaubens
17. Juni 2003
Burghart Schmidt (Wien/Offenbach)
»Die Voraussetzungen des visuellen Vertrauens«
www.hfg-offenbach.de
Jeweils 19.30 uhr
HfG Offenbach
Schlossstraße 21
63065 Offenbach am Main
Westflügel, Raum d 301
Kurzvita:
Frank Hartmann
Wissenschaftsautor, Medienberater und Dozent für Medien- und Kommunikationstheorie an der Universität Wien. Forschung und Publikationen zum Thema Philosophie und Medien. Publikationen u.a.: Cyber. Philosophy (1996), Medienphilosophie (2000).
www.medienphilosophie.net
Erwin K. Bauer
Ausgebildeter Landwirt, Grafikdesign-Studium, Designer bei Total Design Amsterdam, leitet seit 1993 die Designagentur »d-lab – Erwin Bauer keg« in Wien. lehrt u.a. Visuelle Kommunikation und Design Management an der Universität für angewandte Kunst Wien und an der Donau-Universität Krems. Zahlreiche Preise und Publikationen.
www.d-lab.at
Heinrich Paravicini
Geboren in Göttingen, aufgewachsen in Paris, Designstudium in Kiel. 1993 gründete er mit drei Kommilitonen das Hochschulmagazin »Mutabor«. 1994 Volontär in der Grafikabteilung des Musée d´ Orsay Paris. 1997 Auslandsstudium an der Central St. Martins Academy in London. Zusammen mit Johannes Plass gründete Heinrich Paravicini 1998 das Designbüro Mutabor. Arbeitsschwerpunkte: Corporate Identity, Editorial Design, Packaging Design. Auftraggeber u.a.: Adidas, BMW, Volkswagen, Condé Nast, Classen Papier, Beiersdorf. Gewinn zahlreicher Preise und Auszeichnungen.
Johannes Plass
Geboren und aufgewachsen in Osnabrück, Designstudium in Kiel, 1994 Eintritt in die Redaktionsgruppe »Mutabor«, Mitherausgeber des Mutabor-Magazins, zusammen mit Heinrich Paravicini gründete Johannes Plass 1998 das gleichnamige Designbüro. Arbeitsschwerpunkte: Corporate Identity, Editorial Design, Packaging Design. Auftraggeber u.a.: Adidas, BMW, Volkswagen, Condé Nast, Classen Papier, Beiersdorf. Gewinn zahlreicher Preise und Auszeichnungen.
Prof. Dr. Burghart Schmidt
Aufgewachsen in Wilhelmshaven, Studium der Biologie, Chemie, Physik, dann Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen 1962-1970. Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Philosophen Ernst Bloch bei der Herausgabe von dessen Gesamtausgabe (1968-1977). Lehrtätigkeiten in Wuppertal, Hannover, Wien, Klagenfurt und Graz. Heute ist Burghart Schmidt Präsident der Ernst-Bloch-Stiftung und Vizepräsident der Kunsthochschule HfG Offenbach. Arbeitsgebiete: Erkenntnistheorie, Sozialphilosophie, Kunsttheorie, Religionsphilosophie und Sprachtheorie.
Publikationen u.a.: Benjamin zur Einführung (1983), Das Widerstandsargument in der Erkenntnistheorie (1985), Postmoderne – Strategie des Vergessens (1986), Kritik der reinen Utopie (1988), Zeitökonomie des Individualismus (1996), Bild im Abwesen (1996), Kinderphilosophieren (1997).
Zeichen setzen. Visuelle Signale für einen Aufbruch in Deutschland







Immer noch aktuell: Eröffnungsbeitrag von Prof. Klaus Hesse anlässlich eines Neujahrsempfangs am 22. Januar 2003 im TheMediaCentre in Berlin
(Original-Redetext von Klaus Hesse)
Das Schöne an den Zeichen ist, dass sie nicht wirklich gebraucht werden. Zeichen, Logos und Bilder retten keine Menschenleben, verhindern keine Staus und schaffen auch keine Arbeitsplätze. Die Verzichtbarkeit ist so wichtig für uns, weil sie entspannt. Ein gelöster Geist richtet seine Gedanken auf die übergeordneten Dinge des Lebens. Er blickt nach vorn. Wenn wir mit unseren Auftraggebern über Zeichen reden, reden wir über Ziele, Werte und das Bild von der Welt. Zeichen sind Bekenntnisse zu selbst gesteckten Zielen. Einmal erfunden funktionieren sie wie ein Knoten im Taschentuch. Die Zeichen öffnen immer wieder den Blick für das, was man will. Wir zeigen Ihnen heute ein neues Zeichen, das sicher keine Menschenleben rettet, aber vielleicht einmal Staus verhindert, Arbeitsplätze schafft, unser Sozialsystem renoviert, unsere Kinder beim Lernen weiterbringt oder ein paar gute Ideen zum Verbraucher- und Umweltschutz beisteuert. Vorausgesetzt es finden sich genug Menschen, die an die Idee dieses Zeichens glauben.
Erlauben Sie mir aber vorher noch ein paar offene Gedanken zur hausgemachten »Dämmerstimmung«. Es liegt wohl in unserem Naturell, die Dinge immer schlechter zu empfinden, als sie sind. Die Dauerempörung der einen und die gedankenlose Lautmalerei der anderen Protagonisten des deutschen Bundestages haben ohne Zweifel zu der schlechten Wirtschaftslaune beigetragen. Der Abgrenzungs- und Positionierungsaufwand ist so groß geworden, dass für die eigentlichen »Unternehmensaufgaben« eines Berufspolitikers kaum noch Zeit bleibt. In den vielen Scheingefechten gehen Inhalt und Richtung verloren. Hinzu kommt die Angst, das Vorhersehbare beim Namen zu nennen und als Aufgabe zu definieren. Alle machen das, was sie die letzten dreißig Jahre auch gemacht haben. Sie verteidigen unnachgiebig Interessen. Der Blick für das Ganze bleibt nach wie vor versperrt. Es gibt kein wirkliches Problembewusstsein, keine exakte Aufgabenbeschreibung und kein klares Programm. Nur gewinnen zu wollen und dabei zu vergessen wozu ist fatal. Die Unsicherheit der politischen Leistungsträger überträgt sich auf Unternehmen und Bürger. Ausgebremst gehen Firmen und Verbraucher auf Nummer sicher. Vielleicht ist es dieses Jammertal, das uns den anstehenden Sprung von der Interessenverteidigungs-Gesellschaft zur dynamisch lernenden Gesellschaft ermöglicht. Zeit wär’s. Zupacken müssen dabei allerdings alle, die etwas vorzuleben haben. Dies ist nicht allein eine Sache der politischen Vorbereiter.
Wir sollten hin zu einer Gesellschaft, in der Arbeit, soziale Sicherheit, Bildung, Verbraucher- und Umweltschutz nicht aus der Steckdose kommen, sondern von intelligenten und kreativen Profis ausgedacht, getestet, verbessert und umgesetzt und wieder überdacht, getestet und wieder verbessert werden. Zu einer Gesellschaft, in der jeder Einzelne an der Personalisierung seiner individuellen Sicherheit und Bildung entscheidend teilnehmen kann. In der die Politik nicht versucht, die Probleme selbst zu lösen, sondern stattdessen die Moderation der Problemlösung übernimmt.
Die Kreativen um Peter Hartz haben einen Anfang gemacht. Und noch etwas kann man von VW und allen anderen Produktentwicklern lernen: Nicht der Bundeskanzler oder Ferdinand Piëch haben den neuen Passat oder Golf entwickelt, sondern konkurrierende Teams bestehend aus Designern, Ingenieuren, Technikern und Produktionsfachleuten. Das Beste von allen floss in die jeweilige Lösung ein. Dann wurde das gute Stück getestet, optimiert und auf den Markt gebracht. Und vier Jahre später noch einmal besser gemacht. Und falls irgendetwas nicht auf Anhieb gestimmt hat, wurde dies mit einer Rückrufaktion behoben. Tony Blairs »New Deal« musste auch erst in der Region auf einem »Testmarkt« für jugendliche Arbeitslose oder ältere Langzeitarbeitslose den »Elchtest« bestehen, bevor das Konzept landesweit eingesetzt wurde. Um dieser Vision der Situationsbewältigung ein Stückchen näher zu kommen, wollen wir heute ein Startzeichen hochhalten. Wir wollen für ein Klima werben, das uns herausfordert aktiv am Erneuerungsprozess teilzunehmen. Das uns die Angst vor Veränderungen nimmt. Das uns neugierig macht auf das, was kommt, und das uns ein Ziel vermittelt.
Wir wollen ein neues Zeichen setzen, das die politische Bewältigung von Zukunftsfragen nicht zur Glaubenssache macht, sondern zu einer Managementaufgabe und Identitätsfrage. Wir wollen mit einem neuen Zeichen vorleben, dass Verändern keine lästige Angelegenheit ist, sondern ein vollkommen natürlicher Prozess, dem wir mit großer Vorfreude entgegensehen können. Das neue Zeichen steht natürlich für etwas. Es soll uns die nächsten Jahre daran erinnern, dass wir die Probleme in den Bereichen Wirtschaft, Arbeit, Sozialsysteme, Bildung, Verbraucher- und Umweltschutz nur lösen können, wenn wir uns an nachfolgenden Maximen orientieren.
Erstens: Anreizstrukturen
Faire Gegengeschäfte sind besser als faule Kompromisse. Wer weniger Leistung in Anspruch nimmt, sollte auch weniger dafür bezahlen. Wer mehr leistet, soll auch mehr dafür erhalten.
Zweitens: Eigenverantwortung
Größere Spielräume und mehr Entscheidungsfreiheit um die soziale Sicherheit auf die individuellen Lebenssituationen abstimmen zu können. Größere Unterstützung für Unternehmen, die neue Pfade gehen wollen. Aufgeschlossenheit und höchstmöglichen Beistand für alle Institutionen, die neue Wege bei der Arbeitsvermittlung oder Bildung ausprobieren.
Drittens: Transparenz
Einfachere Regeln. Weniger Ausnahmen. Weniger Bürokratie. Klare Strukturen.
Viertens: Kontinuität
Dynamische Evaluation und Optimierung. Keine starren Systeme. Einrichtung von politischen Laboratorien. Weniger Politik, mehr Professionalität.
Wir wollen Unternehmen, Verwaltungen und Institutionen gleichermaßen mit einbeziehen. Wir wollen vorleben, dass die Auseinandersetzung mit den Zukunftsthemen zum Tagesgeschäft gehört. Wir wollen ein Signal setzen, dass sich etwas entscheidend geändert hat.