Florian Jenett
Als erstes fallen die vielen Bücherstapel ins Auge. Florian Jenett ist seit Februar 2016 Professor an der Hochschule Mainz. Das ist an seinem Arbeitsraum im Atelierhaus „basis“ im Frankfurter Bahnhofsviertel nicht spurlos vorübergegangen. In Mainz lehrt Jenett codebasierte Gestaltungsmethoden und -techniken. Die Semesterferien nutzt Jenett unter anderem dazu, neue Fördergeldanträge für das Projekt »Motion Bank« zu schreiben, dessen Co-Leiter er ist. Das 2010 in Zusammenarbeit mit dem Choreograph William Forsythe begonnene Projekt widmet sich der Digitalisierung von zeitgenössischem Tanz. Es geht darum, Tanz in Daten zu überführen, die man beispielsweise auch Mathematikern zugänglich machen könnte.
Auch Florian Jenetts künstlerische Arbeiten sind digital grundiert. Für die monochromen Bildtafeln »Architectures of True and False« hat Jenett den Aufbau von Nachrichten-Webportalen untersucht und visualisiert. Das Ergebnis lässt an Hochhausentwürfe aus den 1970er-Jahren denken. Im August 2016 war Jenett an der Gruppenausstellung »bits 'n' bytes« in der Frankfurter Galerie Martina Detterer beteiligt.
Seine künstlerischen Experimente an der HfG Offenbach begann Jenett mit digitalen Zeichnungen. Er nutzte die damals noch brandneue Google-Bildersuche als Werkzeug und Inspiration. »Ich bin versehentlich in der Kunst gelandet«, sagt er. Er habe schon immer viel programmiert und wollte eigentlich Grafikdesign studieren, sei dann aber dem Professor für Experimentelle Raumkonzepte »in die Fänge geraten«.
Dieser habe seine Entwicklung stark zugelassen, erzählt Jenett. Einige Jahre lang war er auch Assistent in dessen Atelier: »Zu sehen, wie ein zeitgenössischer Künstler arbeitet, war ein Augenöffner für mich.« Bereits im Studium arbeitete Jenett an bezahlten Webprojekten. Das erleichterte ihm die Übergangsphase nach dem Diplom im Jahr 2007. Die Aufträge bestärkten ihn darin, an der HfG vor allem die künstlerischen Freiräume zu nutzen. Besonders habe er die Möglichkeit geschätzt, Kurse aus verschiedenen Disziplinen kombinieren zu können. Seine Schwerpunkte lagen in den Lehrgebieten Experimentelle Raumkonzepte, Elektronische Medien und Digital Design.