Kultur- und Techniktheorien
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Prof. Dr. Martin Gessmann
T +49 (0)69.800 59-164
Hauptgebäude, Raum 211d
Doktorand/innen
Florian Arnold
Logik des Entwurfs
Betreuende: Prof. Dr. Martin Gessmann, Prof. Dr. Klaus Klemp, Prof. Frank Georg Zebner
Fabian Kragenings
Parameter des Entwerfens. Über die Entwicklung einer Berechenbarkeit des Ungewissen
Betreuende: Prof. Dr. Martin Gessmann, Prof. Frank Georg Zebner
Informationen zur Promotion
Dass Design mit Ästhetik zu tun hat, versteht sich von selbst. Nicht nur in der Hinsicht, dass gestaltete Dinge nach Raymond Loewy auch irgendwie ansehnlich und interessant sein müssen. Auch formalästhetisch wird Design geschätzt, genauso wie Gegenstände der freien, bildenden Kunst. Ästhetik braucht es, um ganz grundsätzlich zu verstehen, was es mit dem besonderen Inhalt und der Form von Gestaltung auf sich hat. Man kann sich etwa fragen, ob Ästhetik eine Harmonie mit dem Großen und Ganzen anzeigt (in der Antike noch als ‚Kosmos’ verstanden), oder ob nicht umgekehrt sich Ästhetik einer besonderen Einbildung des Subjektes verdankt, in deren Lichte die Welt erst schätzenswert wird. Man kann fragen nach verschiedenen Genres der Ästhetik, die von einer Harmonielehre bis zu einer Ästhetik des Hässlichen reichen. Und schließlich kann man noch überlegen, wie reflexiv und wie kritisch Ästhetik vorgeht, wenn sie die gestalteten Dinge mit der Welt vergleicht. Der Schwerpunkt im Fachbereich PG liegt klarerweise bei den Gegenwartsfragen und damit bei den Aussichten, wie sich die Ästhetik nach der Postmoderne neu sortiert und versteht.
Auch der Zusammenhang von Techniktheorie und Design ist vergleichsweise naheliegend. Schließlich ist das Design, zumindest das Industriedesign, ohne die technische Massenproduktion gar nicht denkbar. Die Produktionstechnik gibt also schon einen Rahmen für die besondere Aufgabenstellung von Design vor. Aber auch die Produkte, die selbst technische Gegenstände sind, fordern das Design heraus. Letzteres vor allem dann, wenn die technischen Utensilien komplex und ihr Innenleben unüberschaubar werden. Dann erscheint es als eine Aufgabe des Designs, technische Raffinesse so zu ordnen und zu gestalten, dass Technik überhaupt handzuhaben und auch im Alltag zu gebrauchen ist. Design wurde in dem Zusammenhang auch als ‚Interface’ zwischen Benutzer und Gerät definiert. Gestaltung bedeutet dann eine besondere Gestaltung von Oberflächen, die das darunterliegende Technische auf ansehnliche Weise begreifbar macht. Ein neues, aktuelles Stadium der Techniktheorie kündigt sich an in dem Umstand, dass Geräte nicht nur überkomplex werden, in dem, was sie an Funktionen anbieten, sondern darüber hinaus auch noch intelligent. Die Theorie (und freilich auch die Praxis) trägt dem Umstand dadurch Rechnung, dass nun nicht mehr nur Oberflächen gestaltet werden, sondern Interaktionen zwischen Gerät und Nutzer. Wir sprechen in dem Zusammenhang von Applications und ihrer besonderen Anmutung.
Techniktheorie hat über die Behandlung von Produktion und Produkten noch mit einem dritten Aspekt zu tun. In ihm spiegelt sich die besondere Haltung, die der Mensch zur Technik einnimmt. Das Spektrum reicht im 20. Jahrhundert von Technikbegeisterung bis zur vollkommenen Technikablehnung. Technik wird als Entlastung oder als Bedrohung angesehen. Solche Hintergrundfragen werden wichtig, wenn es um das technische Aussehen von technischen Gegenständen geht, das es in dem Zusammenhang zu befördern oder zu vermeiden gilt – oder in einer ganz neuen Weise zu gestalten. Aktuellere Einsichten in Sachen Technik rechnen jedenfalls mit der Möglichkeit, dass Technik weder mehr nur Bedrohung, noch auch Entlastung sein muss, sondern womöglich in einer (wie auch immer) partnerschaftlichen Beziehung zum Menschen konzipiert werden kann.
Die Kulturtheorie bildet im Vergleich mit Ästhetik und Techniktheorie den größeren Rahmen einer möglichen Gesamtbetrachtung. Ästhetik und Technik werden dazu eingebettet in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. Fragen stehen im Vordergrund, wie sich das moderne Leben grundsätzlich neu gestaltet und organisiert, wie es in dem Zusammenhang urbanisiert und beschleunigt wird, wie es womöglich intensiver erscheint als alles bisher Dagewesene. Man muss sich eine Vorstellung von solchen Modernisierungsprozessen machen, um zu verstehen, in welcher Zeit sich ein Produkt künftig bewähren können muss. Kulturtheorie ist so gesehen immer auch Modernetheorie. Wie schon bei der Techniktheorie und der Ästhetik liegt das Augenmerk auf aktuellen Entwicklungen. Besonders sind es die Veränderungen, die durch das Phänomen der globalen Vernetzung zustande kommen, die dabei die Aufmerksamkeit im Design auf sich ziehen müssen. Eine Veränderung der Gesellschaftsdinge durch neue Formen der Interaktion dürfte als die größte Herausforderung für Theorie und Praxis gleichermaßen gelten.