Nina Werth
»Ich darf in ein fremdes Leben reinspringen, ohne es leben zu müssen«, umschreibt Nina Werth ihren Zugang zum Dokumentarfilm. Für »Geboren in Offenbach« begleitete Werth gemeinsam mit Angela Freiberg sechs Jahre lang drei Schwestern, deren muslimisch-albanische Eltern in den 1960er-Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland kamen. Der 80-minütige Film erschien 2013. Einige Jahre zuvor realisierte Werth die Doku »Mannheimer Schule«, für die sie drei Jahre lang Studierende der Popakademie Mannheim beobachtete. »Dokumentarfilm, das bin am meisten ich«, sagt Nina Werth, die bis 2001 im Lehrgebiet Film an der HfG Offenbach studiert hat.
In ihrer Arbeit zeigt sich Werth vielseitig – sie fotografiert, agiert als Kamerafrau, übernimmt immer öfter Regie. Freie Projekte sind ebenso dabei wie Auftragsarbeiten für Unternehmen, Institutionen und Stiftungen. Für Interviews mit Holocaust-Überlebenden für das Frankfurter Wollheim-Memorial war sie für Kamera und Ton zuständig. Mit Rainer Ewerrien und ihrem Ex-Kommilitonen Carsten Strauch schrieb sie zeitweilig Drehbücher. Das Trio entwickelte sechs Jahre lang Konzepte für Filme und Serien. Ihr Projekt »Götter wie wir« wurde vom ZDF gekauft und gewann 2013 den Deutschen Fernsehpreis. »Meine Arbeit macht mir sagenhaft viel Spaß«, betont Werth.
Der HfG ist Nina Werth treu geblieben. Als Dozentin betreut sie die jährliche Filmfahrt, bei der die angehenden Studierenden des Lehrgebiets Film die gängigen Schritte der Produktion – darunter Drehbuch, Regie, Kamera, Ton und Schnitt – kennenlernen und selbst übernehmen. Die Hochschule bilde vor allem Allrounder und keine Spezialist_innen aus, sagt Werth. »HfG-Absolvent_innen denken auch außerhalb ihres Bereichs mit.« Die Offenbacher Studierenden lernten, out of the box zu denken. Zudem werde an der HfG die Teamfähigkeit gefördert.
Ihre Begeisterung für den Film entdeckte Nina Werth erst im dritten Semester. »Weil der Film so vieles vereint: Bilder, Technik, Kreativität, Denken und Recherche«. »Ich mache sehr gerne Bilder, ich bin ein Bilderfan«, sagt sie. Der Dokumentarfilm ist für sie »eine Art wissenschaftliche Untersuchung ohne Wissenschaft«. Sie möchte dabei einer Frage ernsthaft nachgehen. Im Fernsehen sei das wegen zeitlicher und thematischer Vorgaben schwierig. Momentan arbeitet sie an einem neuen Filmformat und einer Doku. Was dabei herauskommt, weiß sie noch nicht: »Ich lasse mich offen auf das Thema ein.«