22 April until 22 July 2020

Stream zur Vorlesung »Anfangen« von Prof. Dr. Christian Janecke

Unbenannte extrahierte seiten

Anfangen

Vorlesung im Hauptstudium von Prof. Dr. Christian Janecke

Es gibt die großen Themen des Anfangs in der Kunst wie z. B.: Genesis, Kindheit oder Geburt (Christi). Es gibt Motive des Anfangens, etwa Aufbruch, Beginn oder Anpfiff. Oft geht es aber um Vorstellungen vom Kunstschaffen selber: um die Schwierigkeit, den ersten Strich aufs Blatt zu setzen, um vermeinte Ursprünglichkeit, um Konzepte unschuldigen, oder eines im Artaud'schen Sinne 'grausamen' Anfangens oder um den acte gratuit. 

Seit der Romantik, mindestens seit der frühen Moderne (also ausgerechnet jener Zeit, da man glaubte, alles historisch herleiten zu können!) häufen sich Versuche, künstlerische Schöpfung als unvorgängige zu behaupten. Die Betrachter sucht man nun als Komplizen des Anfangens zu begreifen: Anfängliches, Aufkeimendes sollen sievernehmen (bei Klee, bei Twombly), oder sich dank des Künstler-Initiators selbst auf den Weg machen (bei Beuys). Korrespondierend lohnt der Blick auf Anfangsgelüste unserer Kultur: von Kick- off-Veranstaltungen, über Startups und den gedehnten Advent von Produkteinführungen, bis hin zum steten Neustartenkönnen (oder -müssen) in digitalen, teils gelebten Welten, wo alle etwas 'am Start haben'.

Fast unnötig zu erwähnen, dass Kunstbetrieb und Kunsthochschulen notorisch von Anfängern schwärmen, die am besten alles Mitgebrachte ablegen sollen (wie man es in religiösen Zusammenhängen einst von Novizen erwartete). Nicht zu vergessen das genaue Gegenstück: Weltschmerz, Vertagung, Dahindümpeln als das auch in der Gegenwartskunst auf den Plan tretende Programm gegen ein (mitunter dummes) Anfangen, wie es bei Pierre Huyghe oder anders bei Anne Imhof aufscheint. Geistesgeschichtlich informiert, wird die Vorlesung ältere, moderne und jüngste Kunst im Themenfeld behandeln.

mittwochs 16:30–18.00 Uhr (Start: 22. April 2020)

Link zur Vorlesung

video.hfg-offenbach.de/b/chr-4fq-2mn

Wichtig

Damit eine reibungslose Übertragung gewährleistet werden kann, schalten Sie im Videoprogramm bitte Mikrofon und Kamera aus.