Zwischen-Gerichte aus der HfG
Auch in diesem Jahr nahm die HfG Offenbach im Rahmen einer Kooperation am Feinwerk Markt für echte Dinge auf dem Schloss Fasanerie bei Fulda teil.
»Tafelkultur« lautete das Thema, mit dem sich Studierende unter der Leitung von Felix Bröcker, der an der HfG eine Promotion über »Visuelle Inszenierungsstrategien« (Betreuer: Prof. Dr. Christian Janecke, Prof. Heiner Blum) in der europäischen Hochküche vorbereitet, auseinandergesetzt haben. Das Seminar beschäftigte sich tiefergehend mit dem Begriff des »Entremets« in Bezug auf Essen und Kunst. »Entremets« gehen auf mittelalterliche Bankette zurück und meinen wörtlich »etwas zwischen den Gerichten«.
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßte Donatus Landgraf von Hessen. Eine Einführung zum »Entremets« und dem Themenkomplex Kunst und Essen gab der HfG-Kunsthistoriker Prof. Christian Janecke, bevor Felix Bröcker einzelne Arbeiten der Studierenden vorstellte. Die im Schloss Fasanerie an verschiedenen Orten präsentierten Arbeiten waren ganz unterschiedlicher Natur.
Die Arbeiten
Die Arbeiten Spaziergang (Natalja Kreiter), The Element – Water is (Marieke Schuhmann), 0.1786 : 1.29 (Yuqiao Wu) und Die zeitgenössiche Tafel (Gilles Wagner) beschäftigen sich, ganz im Gegensatz zu den exklusiven Speisen der höfischen Feste, mit Grundbedürfnissen und entsprechenden Lebensmitteln. Wasser, Luft, bzw. regionales Gemüse werden zu exklusiven Produkten. Die Erdnusszeremonie (Seulki Park) zeigte moderne Bedürfnisse auf: nicht das Spektakel oder das Außergewöhnliche sind heute nötig, sondern, am Beispiel der asiatischen Klosterküche, die Besinnung auf das Wesentliche. Die Installation und Kochperformance Lobantan III (Oskar Ho) nahm ebenfalls Bezug auf die asiatische Küche. Bei dieser Performance ging es um eine Zubereitungsart, die authentisch ist und nicht dem europäischen Geschmack angepasst wurde. Der Toast Hawai (Felix Bröcker) ist eine augenzwinkernde Auseinandersetzung mit der hohen Bedeutung des Exotischen am Hof. Elektoron (Moritz Urban), die Skulpturen aus Epoxidharz, thematisierten das Festhalten ephemerer Momente. Die Objekte sind Zeitkapseln, die geschmackliche Erinnerungen der Vergänglichkeit entreißen.
Das Thema Natürlichkeit griffen die Organischen Keramikskulpturen (Felicithas Arndt) auf, die sich zur Speisenpräsentation eignen, die Metzgerei (Leonie Morbach) setzte dem Wunschdenken der Menschen, in enger Verbindung zur Natur zu stehen, die reale Grausamkeit im Umgang mit Tieren entgegen.
Enjoy Your Meal (Katrin Dittmayer) war Experiment und Sinnbild einer Gesellschaft, die sich von festen Strukturen und der Mahlzeit im Kreise von Familie und Freunden loslöst und sich individualisiert, Danach (Marie Grosz) betrachtete ebenfalls das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft und zeigte die Gastgeberin allein an der verlassenen Tafel. Double Shot (Mary Manalo) thematisierte Zweisamkeit und mahnte als gestalteter Imperativ, nicht allein zu trinken und Die Haarschalen (Amelie Mattas) schließlich griffen das Ekelgefühl, das ein Haar in der Suppe auslöst, auf, und verkehrten es: Es gibt Suppe im Haar.
Das Projekt wurde initiiert und begleitet vom Büro für Wissenstransfer an der HfG Offenbach.
16.10.19
Künstler_innen
Amelie Mattas, Felicithas Arndt, Gilles Wagner, Katrin Dittmayer, Leonie Morbach, Marie Grosz, Marieke Schuhmann, Mary Manalo, Moritz Urban, Natalja Kreiter, Oskar Ho, Seulki Park, Yuqiao Wu
Betreuer
Felix Bröcker

Poster: Anna Pietocha