Robert Johnson Theorie 65
Klaus Walter
Von Let me go zu LFO – vom Synthpop zur elektronischen Clubmusik
In den späten Siebzigern entstehen in den USA und Groß-Britannien, aber auch in der BRD nebst West-Berlin neue Musik-Szenen, die nicht viel gemeinsam haben, außer: sie arbeiten mit Synthesizern und Drum Machines. Viele dieser neuen Acts sind von der Punk-Revolte inspiriert, suchen aber nach neuen musikalischen Formen jenseits des Drei-Akkord-Punkrock. So entsteht die sogenannte New Wave. Heute gilt die Zeit zwischen 1978 und 1984 als eine der produktivsten Epochen der Popgeschichte, wofür sich post festum der Begriff Post-Punk etablierte, als Container für alle möglichen Stile und Szenen. Groß-Britannien erlebt einen Boom der sog. Synth-Pop-Bands: The Human League und ihr Spaltprodukt Heaven 17, die aus Joy Division hervorgegangenen New Order, Throbbing Gristle und Cabaret Voltaire stehen für den Substrom namens Industrial, queere Acts wie Soft Cell und Frankie Goes To Hollywood landen in Top Of The Pops.
All diese Künstler_innen eint bei allen Unterschieden nicht nur ihr elektronisches Instrumentarium, sondern auch ihre Gegnerschaft zu Margaret Thatcher und ihrer rabiaten Politik des sozialen Kahlschlags. In den USA und der BRD dirigieren Reagan und Kohl den gesellschaftspolitischen Backlash, auch dort blühen in den Nischen neue Sounds. In New York werden unter dem sprechenden Titel No Wave so unterschiedliche Acts wie Suicide, ESG oder Liquid Liquid eingemeindet. Die Neue Deutsche Welle bringt Prä-Electro-Bands wie Liaisons Dangereuses oder die Deutsch-Amerikanische Freundschaft hervor, in der Mauerstadt nutzen Außenseiter wie die Einstürzenden Neubauten und Die Tödliche Doris neue Soundtechnologien, zu diesen Genialen Dilletanten gehören auch die Frauenbands Mania D. und Malaria!.
Für Robert Johnson Theorie schlägt Klaus Walter erstmals die Brücken von Post-Punk und Synthpop zu House und Techno des 21. Jahrhunderts. Klaus Walter beschäftigt sich seit frühester Jugend mit Pop und Fußball und kann bis heute davon leben, ohne selbst Popstar oder Fußballstar geworden zu sein. Seit den späten Siebziger Jahren redet und schreibt er mehr über Pop und weniger über Fußball. Seine preisgekrönte Sendung »Der Ball ist rund« (1984–2008) hatte mehr mit Pop und weniger mit Fußball zu tun. Mit Frank Witzel und Thomas Meinecke veröffentlichte er die Bücher »Plattenspieler« (2005) und »Bundesrepublik Deutschland« (2009). Seit 2008 macht er bei ByteFM die Sendung »Was ist Musik«. Seit 2017 arbeitet er an einem Buch über Altern im Pop, das wahrscheinlich nie fertig wird.
Followed by Presence: Midland, PLO Man, Hashman Deejay, Aziesch
In Kooperation mit Heiner Blum und Patrick Raddatz von der Hochschule für Gestaltung Offenbach präsentiert Robert Johnson Theorie in lockerer Folge prominente, fachkundige Gäste - Soundspezialisten, Musiker, Autoren, DJs - mit Vorträgen zum Thema Clubkultur, Produktion und Rezeption elektronischer Musik.
23. März 2019, 22 Uhr (pünktlich)
Doors: 21:45 Uhr
Robert Johnson Offenbach
Nordring 131, Offenbach