Symposium: Weltdesign

Weltdesign
Als Konstruktion und Destruktion. Über das Politische im Design
Pressemitteilung 30.05.16
Am 17. Juni 2016 findet im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt das Symposium »Weltdesign. Als Konstruktion und Destruktion. Über das Politische im Design« des Fachbereichs Design der Hochschule für Gestaltung Offenbach statt. Es ist nach 2014 die zweite Auflage der internationalen HfG-Designkonferenz »re/set«.
Design hat etwas mit Weltverbesserung zu tun. Das dachte man jedenfalls noch im 19. und 20. Jahrhundert. Arts and Crafts etwa wollte den Menschen zu sich selbst führen und auf industrielle Prozesse verzichten, wie dies dann auch die Lebensreformbewegung anstrebte. Das Bauhaus akzeptierte nach seiner esoterischen Anfangsphase ein neues Verhältnis von Kunst und Industrie, und unter Hannes Meyer wollte es einen idealisierten Sozialismus möglichst lebenswert machen. Der Nachkriegsfunktionalismus strebte nach Sinnhaftigkeit durch eine Festlegung auf den reinen Gebrauch der Dinge, und selbst die Postmoderne hatte noch Erziehungsabsichten, insofern jeder Mensch durch Design seine eigene Künstlernatur hervorkehren konnte. Dass Design die ganze Menschheit beglücken und Gesellschaften verbessern sollte, galt in der Gestaltungsmoderne als ausgemacht. Design musste universell sein, überall hinpassen. Eine Weltgesellschaft war das Ziel, wenn irgendeine Form von Aufklärung damit in Verbindung stehen sollte.
Spätestens im 21. Jahrhundert ist man kritischer geworden, was eine solche Konstruktion von Gesellschaft durch globales Design betrifft. Schon längst zeigte sich dessen Kehrseite. Nicht nur ästhetisch, angefangen bei einer reinen Funktionsarchitektur, die zu weltweit immer gleichen, seelenlosen und sozial höchst problematischen Plattenbausiedlungen führte, sondern auch in einem weiteren kulturellen Horizont. Es scheint, als wäre das heraufziehende Weltdesign in die Rolle eines Hegemons gerückt, der von Verhaltensweisen im Alltag bis hin zu Fragen des Sozialprestiges Vorgaben macht, die man in der Praxis nicht wirklich wollen kann. Traditionen und lokale Eigenheiten blieben weitgehend auf der Strecke. Einsprüche mussten formuliert werden. Die Kulturkritik war gefordert. Nach der Kritik an den Weltmarken, die noch marxistisch fundiert war, galt es nun, Erfolgsphänomene wie etwa das Appledesign auch kulturell zu hinterfragen. Sicherlich erscheint es als der kleinste gemeinsame Nenner, auf den Gestaltung in allen Kulturen und für alle Märkte verbindlich gebracht werden kann, und die Feier einer formreduzierten und nur auf die Funktion reduzierten Sprache darf als legitim gelten. Dennoch bringt es in solcher ‚Nacktheit‘ aber auch einen Verlust mit sich, der sich im Fehlen lokaler Eigenheiten und traditioneller Wiedererkennungshilfen zeigt.
Je länger die Debatte währt, umso deutlicher wird es, dass Design als die besondere Form der Dinge längst zum Politikum geworden ist und zwar im weitest denkbaren Sinne. Es geht darum, wie wir grundsätzlich zusammenleben wollen und wie Design dazu beiträgt, unsere Lebensformen mitzubestimmen. Es geht darum, welche Identität uns durch Design vermittelt wird. Wer auch immer als Gestalter, aber auch als Konsument in die Zukunft blickt, weiß, dass hier die Gretchenfrage für alles Kommende liegt. Gilt es mit dem Weltdesign als dem Agenten einer Aufklärung zu paktieren, oder ganz im Gegenteil einer damit einhergehenden Destruktion entgegenzutreten, theoretisch wie praktisch?
17. Juni 2016, 9–17:30 Uhr
Anmeldung: registration@weltdesign.org
Limitierte Plätze
Eintritt frei
Museum Angewandte Kunst
Frankfurt am Main
Schaumainkai 17,
D-60594 Frankfurt am Main
Programm
8–9 Uhr
Registrierung
9 Uhr
Begrüßung
Matthias Wagner K (Direktor Museum Angewandte Kunst, Frankfurt)
Prof. Bernd Kracke (Präsident HfG Offenbach)
Prof. Frank Zebner (Dekan Fachbereich Design HfG Offenbach)
9:15 Uhr
Einführung
Prof. Dr. Klaus Klemp (HfG Offenbach)
9:30 Uhr: Panel 1
Weltdesign. Als philosophische Konstruktion und Destruktion
Prof. Dr. Martin Gessmann (Offenbach, Moderation)
Dr. Florian Arnold (Heidelberg / Frankfurt, Moderation)
Prof. Dr. Marc Rölli (Leipzig / Berlin)
Dr. Julia Meer (Berlin)
Prof. Dr. Melanie Kurz (München / Aachen)
11:30 Uhr
Pause
12:30 Uhr Panel 2
Weltdesign. Als praktische Konstruktion und Destruktion
Prof. Dr. Klaus Klemp (Frankfurt, Moderation)
Prof. Johannes Bergerhausen (Paris / Mainz)
Boris Kochan (München)
Pia Scharf (Offenbach)
Janina Anjouli Schmidt (Mumbay)
14:30 Uhr
Pause
15:30 Uhr Panel 3
Weltdesign. Als konzeptuelle Konstruktion und Destruktion
Dr. Florian Arnold (Heidelberg / Offenbach, Moderation)
Prof. Dr. Cees de Bont (Hong Kong)
Dr. Yu Feng Li (Beijing)
Dr. Rael Futerman (Cape Town)
Prof. Dr. Kai-Uwe Hellmann (Berlin)
17:30 Uhr
Ende
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Fachbereich Design Hochschule für Gestaltung Offenbach
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
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