ISO 5000 Award geht an Johanna Schlegel

vor 3 Jahren
Memories i dont have mockup kl 01

aus der Arbeit «memories I don’t have«

Copyright: Johanna Schlegel

ISO 5000 Award: Preisträgerin Johanna Schlegel

Pressemitteilung (13.07.20)

Preisträgerin 2020 des mit 5.000 Euro dotierten und ausschließlich unter Studierenden der HfG Offenbach ausgeschriebenen Fotopreises ISO 5000 der Hans und Annemarie Weidmann-Stiftung ist Johanna Schlegel. Der Name des Preises verweist auf den erweiterten Möglichkeitenhorizont der Fotografie, der deutlich über das menschliche Auge hinausgeht.

In ihren Arbeiten beschäftigt sich Johanna Schlegel mit einer der grundsätzlichsten Funktionen der Fotografie überhaupt, mit der Fixierung von Erinnerungen. Diese hebt sie auf, in dem sie beispielhaft in einem Video eine Schwarzweißfotografie in ein Lösungsmittel legt, welches alle belichteten Punkte vom Untergrund trennt, so dass aus einem Gesicht erst eine schlierenhaft-gespenstische Erscheinung wird, bis nur noch ein weißes Blatt Papier übrig bleibt.

In der geplanten Arbeit, mit der sich Johanna Schlegel beworben hat, sollen nun aus klassischen Familienalben entnommene und abfotografierte, großformatige Farbfotografien wiederholt mit Lösungsmitteln aufgelöst und wieder fixiert werden, was einen fast impressionistischen oder sogar informellen Charakter schafft. Das Projekt mit dem Titel »memories I don’t have« thematisiert den Umgang mit den Erinnerungen anderer, die eigene Antwortlosigkeit zu diesen Fotos und die Auslöschung und Abstrahierung dieser Erinnerungen. Das Zurückwerfen vermeintlich anonymer Bilder auf eine abstraktere und malerischere Ebene erinnert bisweilen im Ergebnis an die aus Camera Work bekannten impressionistischen Gummidrucke, die aus ganz anderem Geist und mit anderem Ziel entstanden. Das Auflösen einer Fotografie und einer Erinnerung steht dabei zugleich für das Ende der Fotografie. Fragen zu Vergangenheitsbewältigung, Vergessenskultur und Vanitas geben eine Idee zu künftigen Fortentwicklungen dieses künstlerischen Konzepts.

Die noch zu Lebzeiten von der Architektin Annemarie Weidmann errichtete Stiftung unterstützt mit dem Preis ein noch zu realisierendes Projekt mit Bezug zum Medium Fotografie. Die Studierenden haben hierfür eine schlüssige und durchdachte Werk- und Projektvorstellung einzureichen. Flankiert wird der Preis durch eine Ausstellung des realisierten Projektes in der Englischen Kirche Bad Homburg.

Der Fotopreis ISO 5000 wird jährlich ausgeschrieben. Die Preisjury bilden aktuell Sabine Seitz vom Fotografie Forum Frankfurt und Sascha Mintkiewicz seitens der Stiftung.

Whiteout 01

aus der Arbeit »whiteout«

Copyright: Johanna Schlegel