Typografie – Fragen und Antworten
Klaus Hesse hat Fragen zur Typografie gestellt
Sascha Lobe hat geantwortet
Wie tot ist Print?
Ich glaube, wir müssen uns langsam von solchen Kategorien lösen. Natürlich wird es auch zukünftig Printmedien geben, vielleicht in einer anderen Betonung als heute, zur Repräsentation, zur Archivierung von Botschaften und Sachverhalten oder in anderen Funktionen. Im alltäglichen Informationsaustausch werden die digitalen Medien noch wichtiger als heute sein, aber kein Medium wird Print vollständig ersetzen.
Die These »Print ist tot« gibt es jetzt schon 20 Jahre und in der Zwischenzeit haben wir einen unglaublichen Boom im Buch- oder Magazinbereich erlebt. Was Printmedien von digitalen Medien unterscheidet, ist vor allem ihre Objekthaftigkeit und die damit verbundenen Ausdrucksmöglichkeiten. Insofern muss ein Typograf beim Printdesign immer auch im Objekt (Papier, Bindeart, Format, Größe etc.) denken und arbeiten. Aber nochmal, wir müssen uns etwas von diesen Medien-Kategorien lösen.
Heute geht es für uns darum, format- und medienunabhängige visuelle Konzepte zu entwickeln, Entwurfskonzepte, die in allen Medien funktionieren bzw. adaptierbar sind. Dabei spielen räumliche und objekthafte Umsetzungen neben den digitalen Aufgaben eine Rolle und Print natürlich auch. Das Tolle an der Typografie ist ja, dass sie im Grunde ihres Wesens unabhängig vom Medium ist. Sie funktioniert in Stein gehauen, auf Papyrus, Plastik, Screens. Geschnitzt, geprägt, gehauen, gezeichnet, gedruckt, projiziert – man kann immer etwas Gutes gestalten.
Warum sind Gestalter keine Diener?
Diese Frage hat vor allem die letzte Generation von Gestaltern beschäftigt. Sie ist stark verbunden mit dem Wunsch nach Autorenschaft, die fast jeder Gestalter mit sich herumschleppt. Ich glaube, es macht Sinn, einen entspannten Umgang damit zu entwickeln. Wir sind keine Diener, aber zu Teilen sicher Dienstleister und darauf angewiesen, dass unsere Auftraggeber unsere Kompetenz schätzen und nutzen. Wie in jedem Berufsfeld, haben es Leute mit Meinung und Überzeugung dabei schwerer als die ohne. Das prägt leider unser ganzes Leben, unsere ganze Gesellschaft.
Letztendlich ist die Art des Umgangs zwischen Auftraggeber und Designer eine gesellschaftliche Frage, eine Frage des Respekts, den man füreinander aufbringt. Und das gilt sicher in beide Richtungen: Auftraggeber, die zu mir kommen, haben meist ein konkretes Anliegen. Und dem muss ich Rechnung tragen. Ich wehre mich auch gegen Designbiotope, in denen Gestaltung unter besonderen Artenschutz gestellt wird. Welche Orientierung suchen wir, wenn es um die Entwicklung von Beurteilungskriterien für gute Gestaltung geht? Design soll nicht nur den Gestalter glücklich machen.
Ist Typografie schlau oder schön?
Im besten Falle beides. Wahrscheinlich ist sie schön, wenn sie schlau ist. Umgekehrt funktioniert es jedenfalls nicht. Nein, im Ernst, Typografie ist natürlich erstmal Ausdruck einer der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit, sie ist die Fortsetzung der Entwicklung der Schrift. Neben der Mathematik, der Erfindung des Rads oder des Internets fällt mir nichts Bedeutenderes ein. Und ohne die Schrift wüssten wir vermutlich gar nichts von den anderen wichtigen Erfindungen oder eben nur ein paar von uns, die mündlich informiert wurden. Insofern ist Typografie verdammt schlau.
Wusstest Du, dass die früheste erhaltene Schrift eine Art Quittung auf einer Tontafel ist und einen Viehkauf dokumentiert? Es ging um die vertragliche Fixierung eines Handels. Aus dem Zeichen für den Ochsen (Aleph) hat sich später das Alpha und dann unser A entwickelt. Daran sieht man auch, dass Typografie nicht mit der Erfindung des Buchdrucks beginnt, sondern viel früher mit der handschriftlichen Fixierung von Zeichen.
Typografie und das Medium Schrift sind also im Grunde ihres Wesens pragmatische Werkzeuge, die ihre Schönheit aus der Funktion und des eleganten Ablaufs heraus entwickeln sollten. Die für uns heute so wichtig gewordenen Konnotationen, die ein Schriftentwurf und ein Layout enthalten, sind auch nicht als Aufhübschung zu verstehen, sondern werden von uns als Kodierung eingesetzt. Wer spricht mit wem und möchte was sagen?
Wie neu ist neu?
Wir sind – etwas flapsig formuliert – verdammt dazu, das Neue zu (er)finden. Ohne das, was neu erscheint, geht es heute in der Visuellen Kommunikation sicher nicht mehr. Deswegen macht der Beruf ja so viel Spaß! Selbst Lösungen, die richtig sind und eine konsequente und logische Schlussfolgerung darstellen, nutzen sich in unserer Wahrnehmung ab. Dieses ist letztendlich ein Ergebnis unserer unendlichen Möglichkeiten, an Information zu gelangen. Sicher gibt es große Bereiche, in denen dieses nicht so zugespitzt gilt. Sehr fach- oder interessengebundene Informationen zum Beispiel. Auch Lesegewohnheiten ändern sich in langsameren Intervallen oder bleiben statisch, wenn identitätsstiftende Aspekte relevant sind. Aber immer dann, wenn es darum geht, an die Ressource Aufmerksamkeit zu kommen, ist das Neue, die Veränderung, der Katalysator. Und neu ist für die Menschen dabei immer das, was sie noch nicht kennen. Wahrnehmung ist einfach das Subjektivste, was es gibt. Deswegen muss das Moderne auch immer gegen das Modische kämpfen. Gerade hatten wir im Designbereich ein enormes 80er-Jahre Revival. Die Modeintervalle werden aber immer kürzer, jetzt sind wir ja schon wieder mitten in den 90-ern. Plötzlich tauchen die Stilmerkmale, die zu Beginn des Desktop Publishings entwickelt wurden, wieder auf. Und werden von der jüngeren Generation hemmungslos als neu verwendet. Die Geschichte der Visuellen Kommunikation ist von solchen Missverständnissen geprägt.
Etwas verallgemeinert kann man vielleicht sagen, dass Grafiker und Typografen bisher nicht in der Lage waren, sich aus ihrer Geschichtslosigkeit zu befreien. Das sieht bei den Architekten und sogar bei der Mode-Designern ganz anders aus. Kein Architekt absolviert sein Studium, ohne die Geschichte der Architektur kennenzulernen – völlig undenkbar! Unser Problem ist, dass wir in einem historisch jungen Berufsbild zumeist ephemere Produkte erzeugen, die anders als Architektur nicht über vielleicht Jahrhunderte hinweg in der Landschaft oder in der Stadt herumstehen. Umso wichtiger sind die Dokumentation und die Auseinandersetzung mit Designgeschichte.
Projekte

Martin Kreitl

Faunten Press
Benjamin Franzki

Liberté, Egalité, Beyonce
Typografie, Offset-Druck
Anna Skopp

Rundgang 2014
Präsentation im Lehrgebiet Typografie
Symbio
Open Type Font
Anna Skopp

Erscheinungsbild für die Kuratorengruppe intervalle
Karin Rekowski
Mathias Bär

Erscheinungsbild für die Kuratorengruppe intervalle
Karin Rekowski
Mathias Bär

Die Studierenden David Bausch, Timo Lenzen und Yacin Boudalfa in New York
New York Art Fair
25. bis 28. September 2014 im MOMA PS 1
UP! Pop-Up Shop, das studentische Buchladenprojekt der HfG war eine Woche mit einem mobilen Stand auf der New York Art Book Fair vertreten.
Mit auf der Reise waren Drucksachen von folgenden HfG-Studierenden und Absolvent/innen
Anastasia Ldadze, Benjamin Franzki, Boris Dörr, Briggi Brautmann, Cosima Peth, David Brose, David Schiesser, Debi Enzmann, Felix Tisch, Helene Deutsch, Henrik Peterson, Isabell Blumenthal, Jan Paul Müller, Janina Conner, Janine Bächle, Julius Klemm, Kathrin Stößer, Katja Velkova, KÖNIGSKLASSE, Lara Hies, Lena Schrieb, Lisa Hopf, Marco Poblete Young, Marcus Lüttgau, Maria Sulymenko, Marina Kampka, Mario Hombeuel, Martin Stark, Nadine Kolodzey, Ruben Fischer, Rudi Weisbeck, Sabine Schmidt, Sarah Marie Vesper, Silke Daub, Thekra Jaziri, Thorben Borgmann, Timo Lenzen, Viktor Balko.
Betreut wurde das Projekt von Prof. Sascha Lobe, Lehrgebiet Typografie, und Prof. Eike König, Lehrgebiet Illustration und Grafik-Design.
Das UP! Team in New York bestand aus David Bausch, Timo Lenzen, Yacin Boudalfa und den beiden UP!-Initiatorinnen Young Eun Park und Marina Kampka.
Internationales Typografie-Symposium babel
babel
Das internationale Typo-Symposium babel fand zwei Mal an der HfG Offenbach statt. Konzipiert und organisiert wurde es von Prof. Sascha Lobe, gemeinsam mit Studierenden des Lehrgebiets. babel untersuchte Fragen der Typografie und der zeitgenössischen visuellen Kultur in der digitalen Welt. Das Symposium versuchte dabei nicht Lösungen aufzuzeigen, sondern ein dynamisches Panoptikum unterschiedlicher, hochkarätiger Positionen nebeneinander zu stellen. Mehr als 300 Gäste, darunter Typografiestudierende aus Kassel, Karlsruhe, Mainz, Wiesbaden oder Weimar, besuchten die Veranstaltungen.

babel #1
Plakat
Mario Hombeuel

babel #1 »non latin«
27. November 2012
Referent/innen
- Peter Bilak, Netherlands
- Oded Ezer, Israel
- Johannes Bergerhausen c/o France
- eps 51, Germany
- Na Kim, Korea
- Shoko Mugikura, Japan


babel #2
Plakat
Young-Eun Park

Die Referent_innen bei babel #2
babel #2 »so social«
26. November 2013
Referent/innen
- Paula Scher, New York
- Adrian Shaughnessy, London
- Fanette Mellier, Paris
- Vinca Kruk, Metahaven, Amsterdam
- Hung Lam, Hong Kong
- Will Hudson, It's nice that, London
- Nikki Gonnissen, Niederlande
- Sascha Lobe, Stuttgart



Paula Scher

Hung Lam
Gestaltung Jahresbericht
Kalender
4. Februar 2015 bis 10. Mai 2022Workshop Schriftdigitalisierung: Offenbach in Offenbach. Kochs letzte Schrift
bis 12. Mai Klingspor Museum, OffenbachVortrag: Widersprüche der Zeit – Klingspors Arbeit unter der Ägide des Nationalsozialismus
19:00 Uhr, Klingspor Museum, OffenbachBeyond the Archive – von der Gießerei zum Klingspor Type Archive
bis 29. Mai Klingspor Museum, OffenbachTypeloops
19:30 Uhr, Klingspor Museum, OffenbachDas A & O
19:30 Uhr, Klingspor Museum, OffenbachOr Type Lecture
19:00 Uhr, Isenburger Schloss, rechte KapellePublishing Matter
16:00 Uhr, Isenburger Schloss, rechte KapelleNews
Klingspor-Institut für Schriftgestaltung
Im Rahmen einer Kooperation zwischen der HfG Offenbach und dem Klingspor Museum ist das Klingspor-Institut für Schriftgestaltung gegründet worden. Ziel ist es, Geschichte und Gegenwart der Schriftgestaltung in Offenbach zu verknüpfen
TDC-Award für HfG-Rundgangkommunikation
Die Plakatserie zum 20. HfG-Rundgang (2017) von HfG-Student Kijong Kim erhält ein »Certificate of Typographic Excellence« des Type Directors Club New York (TDC).
HfG-Jahresbericht 2016
Der HfG-Jahresbericht 2016 ist erschienen. Er präsentiert vor allem Projekte und Diplomarbeiten der vergangenen zwei Semester und stellt neue Lehrende vor. Das von Anna Sukhova gestaltete und mit Kathrin Baumgartner umgesetzte Buch enthält zudem eine DVD.
UP! Pop-Up Shop auf der New York Art Book Fair 2015
Zum zweiten Mal tritt UP! Pop-Up Shop, das studentische Buchladenprojekt der HfG, seine Reise nach New York an.
HfG-Jahresbericht 2015
Der HfG-Jahresbericht 2015 ist erschienen. Er präsentiert vor allem Projekte und Diplomarbeiten der vergangenen zwei Semester und stellt neue Lehrende vor. Das von Richard Pruss mit Hilfe von Anne Krieger gestaltete Buch enthält zudem eine DVD sowie ein Supplement.
TDC Awards
Arbeiten von Studierenden des Lehrgebiets Typografie und von Prof. Sascha Lobe sind bei den TDC-Awards ausgezeichnet worden.
Gute Gestaltung 2015
Beim Wettbewerb »Gute Gestaltung 2015« des Deutschen Designer Clubs gingen zwei Auszeichnungen an die HfG Offenbach: Die Studentin Sophia Preußner erhielt einen Preis für das Corporate Design der Designkonferenz re/set, die im Mai 2014 an der HfG stattfand, der Absolvent...
UP! Pop-Up Shop auf der NY Art Book Fair
UP! Pop-Up Shop, das studentische Buchladenprojekt der HfG, hat seine bisher weiteste Reise angetreten: Er wird diese Woche mit einem mobilen Stand auf der New York Art Book Fair unterwegs sein.
TDC Awards 2014
Das Plakat zum 16. HfG-Rundgang (2013) der Studierenden Mario Hombeuel und Jan Münz ist vom Type Directors Club mit einem »Certificate of Typographic Excellence« ausgezeichnet worden.
100 beste Plakate 2013
Zu den 100 besten Plakaten 2013 gehören auch zwei Arbeiten von HfG-Studierenden: das Plakat zum HfG-Rundgang 2013 von Mario Hombeuel und Jan Münz und »Take Some Brain Shower« von Young eun Park. Außerdem wurden drei Plakate von Prof. Sascha Lobe, Lehrgebiet Typografie an der...